Oft werde ich gefragt, nach welcher Technik ich
eigentlich Ikonen male. Deshalb dazu einige ganz kurze Hinweise. Die
einzelnen Rezepturen und technischen Details sind dem sehr
empfehlenswerten Buch von Abraham Karl Selig, „Die Kunst des
Ikonenmalens“ zu entnehmen. Dieses Buch hat mir viel genützt.
Wenn Sie an der Arbeit von Abraham Karl Selig, oder an seinen Kursen interessiert sind, sollten Sie seine Homepage www.ikonenmalen.deöffnen.
Ich glaube, dass nur sehr wenige Menschen, nur nach
einem Buch, alleine Ikonenmalen lernen können. Ich selber bin dankbar um
jede Stunde, die ich in der Kursgruppe verbringen durfte. Dort habe ich
gelernt, wie’s geht. In der Kursgruppe gibt es einen sehr regen
Austausch über die verschiedensten Erfahrungen. Einer hilft dem Anderen.
Wir sind mit den Jahren zu einer sehr guten und fröhlichen Gemeinschaft
geworden, und malen in der Tradition des alten byzantinischen
Regelwerkes.
Bevor ich mit dem konkreten Malen beginne, bereite ich mich „geistlich“ auf mein gewähltes Ikonenthema vor. Für mich ist das wichtig. Dazu benütze ich zum Beispiel die Heilige Schrift, Texte aus der Liturgie und andere religiöse Bücher. Auf diese Art ver- setze ich mich in die Lage, mit dem zu Erarbeitenden richtig umzugehen. Zur Frage der Ausgestaltung nehme ich mir gesammelte Vorlagen und Ikonen-Bildbände zu Hilfe. Für die technische Seite der Arbeit, das „Handwerk“, nehme ich Fachliteratur, meistens die oben genannte Selig’sche „Kunst des Ikonenmalens“. Nach einer gründlichen Vorbereitung, kann ich dann viel leichter an die konkrete Arbeit gehen.
Es beginnt mit der Suche nach einem geeigneten Brett. Dieses finde ich auf einem Speicher oder bei einem Schreiner oder einfach in einem Baumarkt. Auf dieses Brett wird eine Grundierung aus Alabasterkreide, gebunden mit Dispersionsbinder, in 12 – 15 dünnen Schichten aufgetragen, und diese dann nach dem gründlichen durchtrocknen, ganz und gar glatt poliert. Das ist viel Arbeit. Deshalb mach ich mir immer ein paar Bretter zugleich fertig
Die entsprechende Zeichnung wird in die Kreide eingraviert, damit ich sie auch nach mehreren Farbaufträgen noch finden kann.
Gold, das die himmlischen Sphären symbolisiert, will besonders sorgfältig aufgelegt sein. Die zu vergoldenden Teile werden zun- ächst mit einer Kaseinemulsion bestrichen, glattgeschliffen und mit Schelllack verschlossen. Dann können sie mit Blattgold belegt werden. Ich bevorzuge eine Mixtionölvergoldung mit Transfer-Blattgold, 24 Karat. Man er- zielt damit saubere, matt glänzende Ver- goldungen. Das überschüssige Gold wird nach einer gründlichen Trocknungszeit einfach abgepinselt und für die Herstellung von Goldpulver verwendet, mit dem ich dann auch malen kann.
Nun werden die Farben aufgetragen. Für die Herstellung der Farben benütze ich Pulverpigmente, die mit einer Ei-Emulsion gebunden werden Dabei entsteht die Leuchtkraft von Ikonen durch die Regel, dass zunächst die dunkelsten Teile aufgetragen werden und danach in mehreren einzelnen Schritten nach und nach die helleren Farben darüber gelegt, bis hin zu den Lichtpunkten auf Gewändern, Gesichtern, Felsen usw.
Zum Abschluss wird die Ikone beschriftet. Und damit gebe ich der Ikone nach alter Tra- dition eine erste „Weihe“. In der Gemeinschaft einer Kursgruppe feiern wir in der Regel eine kleine Segensliturgie. Alle Erkenntnis bei der Vorbereitung und alle Mühe beim Malen finden hier noch einmal ihren Platz. Ebenso alle Bitten die wir auf dem Herzen haben für die Zukunft der Ikone und beson- ders für die Menschen die mit ihr umgehen.
Ich male keine alten, sondern neue Ikonen.
Und ich lege ihnen dann auch keine Patina auf, damit sie alt aussehen sollten. Das haben ehrliche Ikonenmaler in den vergangenen 1400 Jahren nämlich auch nie gemacht. Die Ikone altert ja von selbst. (Und Sie schneidern sich ja auch kein neues Kleid und zerreißen es dann, damit es alt aussieht. Das machen doch höchsten Jugendliche in der Pubertät mit ihren Jeans.) Nach langer Trocknungszeit behandle ich die Ikone allerdings mit Leinölfirnis und trage nach einer weiteren Trocknungszeit Dammarharz auf, damit sie gut geschützt ist.
Möchten Sie es gerne einmal probieren:
Gerne lade ich Sie ein, eine Woche lang bei mir das
Ikonenmalen zu erlernen. Sie malen in meiner kleinen Werkstatt und
wohnen in einem naheliegenden Gasthaus.
Zwei
Malplätze kann ich zur Verfügung stellen. Fürchten Sie sich nicht. Bis
jetzt hat es noch jeder geschafft, wenn er es nur wollte. Fragen Sie
mich doch einfach einmal an.
Eine Woche sollten Sie dafür aber schon zur Verfügung haben. Die Arbeitszeit
geht von Montag bis Freitag, jeweils von 9.00 bis 12.00 und 15.00 bis 18.00 Uhr,
oder nach jeweiligen Absprachen. In diesen 30 Stunden kann eine erste eigene Ikone fertig gemalt werden. Sie erlernen
das Anlegen einer einfachen Ikone, die Vergoldung mit reinem
Blattgold, das Herstellen von Farben mit Pigmenten und Ei-Emulsion, das konkrete Malen nach
den alten byzantinischen Regeln, und die Verwendung von Ikonen aus Kalendern
oder Büchern als künftige “Malvorlage”. Das Material für die Ikone kann ich zur Verfügung stellen, oder ich lasse Ihnen zuvor eine Materialliste zukommen. Die Termine für die
Kurswochen spreche ich mit Ihnen per Mail oder am Telefon ab. Da bin ich sehr flexibel. Aber eine relativ
frühzeitige Anmeldung erleichtert die Terminfindung enorm.